Wie entstand der Heimatverein.

Nach der politischen Wende 1989 wurde alles neu geordnet, auch bei uns änderte sich das Leben der Menschen, genau so wie das äußerliche Bild von Seifersdorf, mit seinen damals 360 Einwohnern.

Die Gaststätte und Fleischerei Schubert wurde geschlossen und selbst der Kindergarten, welcher den Ort mit Leben erfüllte, musste seine Tore für immer schließen. Die Gemeinde Seifersdorf selbst verlor durch die Gebietsreform die Selbstständigkeit und wurde 1994 zunächst nach Reichenbach und später dann nach Großschirma eingegliedert. Was sollte nun werden, wenn sich niemand mehr für das Lebenswerte und Besondere, die Geschichte und Kultur des Ortes verantwortlich fühlt?

Die gewählten Gemeindevertreter, Stadträte und Ortschaftsräte hatten es schwer sich gegen eine Übermacht anderer Interessen, in einem fernbetreuten Verwaltungsapparat einer Großgemeinde, durchzusetzen.

Was passiert wenn es im Ort kein „öffentliches Leben” mehr gibt? Jeder macht Seins, nach gut dünken. Leute gehen, neue Leute kommen. Aber die Kommunikation untereinander und das Bewusstsein, Seifersdorfer zu sein, bleibt auf der Strecke.

Seifersdorf drohte ein Schlafdorf zu werden. Wenn nichts geboten wird, kein Halt und keine Identität aufgebaut wird, dann ist der Drang fortzugehen viel größer. Einfach nur wohnen kann man überall.

Das haben die Gründungsmitglieder des Vereins erkannt und sich zusammengetan, um die Seele des Ortes zu erhalten, den Gemeinsinn zu stärken und ein erfülltes Leben im Ort zu ermöglichen.

Begonnen hat alles mit der Idee (H. Pönitz) die Glocke und das Uhrwerk auf den Schulturm wieder erklingen zu lassen, so wie es früher üblich war. Holger Pönitz und Steffen Dehne nahmen sich aktiv der Sache an und es wurden Recherchen angestellt und Angebote eingeholt. Das Ergebnis war, das nur ein automatisches Schlagwerk mit Elektromagnet und funkgesteuerterm Uhrenantrieb für ca. 5000,- DM in Frage kam. Aber woher sollte so viel Geld kommen, wenn die Kommune keine Mittel und keinerlei direktes Interesse dafür bestand?

Allerdings gab es viele gleichgesinnte Bürger, die für Seifersdorf etwas bewegen wollten. Außerdem stand die 750 Jahrfeier für 1998 an und ein deshalb gegründetes Festkomitee nahm sich der Sache an.

So kam ein typisch Seifersdorfer Vorschlag zur Wirkung (R. Mühlberg). „Wir machen einfach ein Hexenfeuer zur Walpurgisnacht und verkaufen Getränke und Bratwurst und feiern solang, bis das Geld für die Glocke ausreicht.” Gesagt getan: am 30. April 1996 wurden Bierkästen an die alte Schule gefahren, am alten Hasenstall von Willy Göppert wurde ein Grill aufgebaut, ein „kleines” Lagerfeuer mit einer Strohhexe entfacht. Es stellte sich eine große Schar neugieriger Seifersdorfer ein, alle waren begeistert und feierten ausgelassen die Eröffnung der Grillsaison. Das war ein durchschlagender Erfolg. Das Hexenfeuer in Seifersdorf war geboren.

Mit den Einnahmen wurde das neue Uhrwerk und Schlagwerk finanziert und pünktlich zum Heimatfest 1998 eingeweiht. Das so kampferprobte Festkomitee organisierte und gestaltete die 750 Jahrfeier. Es wurde für alle ein unvergessliches Ereignis. Nach dem Heimatfest bestand der Drang sich in einen Verein zu organisieren und weiterhin für Seifersdorf tätig zu sein. Am 11.03.1999 wurde eine Gründungsversammlung einberufen und 14 Seifersdorfer gründeten in der Kegelbahn den Heimatverein Perzebach e.V. Seifersdorf. Der Name „Perzebach” (Name des Baches, der den Ort durchfließt) wurde gewählt, um die Beständigkeit und ortsübergreifende und offene Funktion des Vereins zu demonstrieren.

Gründungsmitglieder sind:

Steffen Dehne Holger Pönitz
Gerlinde Staud Kerstin Schubert
Jörg Hermann Andreas Sander
Grit Pönitz Frank Herrmann
Andreas Hähner       Ines Hähner
Herbert Fröbe Helmut Weichelt
Rolf Seifried Enrico Nipper

 

Derzeit sind wir 26 Mitglieder bei 320 Einwohner! Unser Altersdurchschnitt liegt bei 46 Jahren.

Mittlerweile hat der Heimatverein 20 Hexenfeuer und viele andere kulturelle Veranstaltungen für Seifersdorf organisiert und ausgerichtet. Ein großer Teil der Jugend wurde in einer Jugendgruppe integriert und an die Vereinsarbeit herangeführt. In der Jugend sehen wir unseren Fortbestand. Viele andere Aktionen und Projekte zur Verschönerung des Ortes und zur Bewahrung und Erforschung der Ortsgeschichte wurden erfolgreich durchgeführt. Wir wollen für den Ort etwas bewegen und das Leben hier lebenswert gestalten. Dies ist uns bis jetzt recht gut gelungen. Auch unsere Ausfahrten und Bildungsfahrten beschäftigen sich ausschließlich mit Sächsischer Geschichte. Mit uns kann man etwa lernen.

Unser Vereinsleben ist interessant, abwechslungsreich, bildend, erzeugt bleibende Eindrücke und macht auch noch Spaß.

Rolf Seifried

Seifersdorf den 08.02.2016